Green Tech aus Österreich

Green Tech aus Österreich

Österreich hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Zentrum für umweltfreundliche Technologien entwickelt. Mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation bringen österreichische Unternehmen Lösungen hervor, die weltweit Beachtung finden. Dieser Artikel beleuchtet die dynamische Green-Tech-Szene Österreichs, stellt innovative Unternehmen vor und untersucht die Faktoren, die zum Erfolg dieser Branche beitragen.

Der österreichische Green-Tech-Sektor im Überblick

Der Umwelttechnologiesektor in Österreich ist ein bemerkenswerter Wirtschaftsfaktor. Mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 6-8% in den letzten zehn Jahren übertrifft er deutlich das allgemeine Wirtschaftswachstum. Aktuell sind in Österreich über 2.200 Unternehmen mit rund 35.000 Beschäftigten im Green-Tech-Bereich tätig. Diese erwirtschaften einen Jahresumsatz von knapp 12 Milliarden Euro.

Besonders hervorzuheben ist die Exportstärke des Sektors: Über 70% der in Österreich produzierten Umwelttechnologien werden ins Ausland verkauft. Die wichtigsten Exportmärkte sind Deutschland, Italien, Osteuropa und zunehmend auch Asien, insbesondere China und Indien.

Erneuerbare Energietechnologien

Ein Kernbereich der österreichischen Green-Tech-Branche sind Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien. Hier haben sich österreichische Unternehmen besonders in folgenden Segmenten einen Namen gemacht:

1. Biomasse und Bioenergie

Österreich ist führend bei modernen Biomasseheizsystemen. Unternehmen wie Froling, KWB und Windhager haben hocheffiziente Pellet- und Hackschnitzelheizungen entwickelt, die bei minimalen Emissionen maximale Wärmeleistung erzeugen. Diese Technologien sind besonders in waldreichen Regionen weltweit gefragt, wo sie zur nachhaltigen Nutzung lokaler Ressourcen beitragen.

Ein Vorzeigeunternehmen ist die Firma BDI-BioEnergy International aus Graz, die Anlagen zur Umwandlung von organischen Abfällen und Reststoffen in Biodiesel entwickelt. Ihre patentierte "Multi-Feedstock"-Technologie kann verschiedenste Ausgangsmaterialien verarbeiten, von gebrauchtem Speiseöl bis hin zu tierischen Fetten.

2. Wasserkraft

Mit einer langen Tradition in der Wasserkraftnutzung hat Österreich auch in diesem Bereich innovative Unternehmen hervorgebracht. Die Andritz AG, ein weltweit führender Anbieter von Anlagen und Dienstleistungen für Wasserkraftwerke, ist das bekannteste Beispiel. Das Unternehmen hat unter anderem die Turbinen für das größte Wasserkraftwerk Afrikas, den Grand Ethiopian Renaissance Dam, geliefert.

Auch im Bereich der Kleinwasserkraft gibt es bemerkenswerte Innovationen. Das oberösterreichische Unternehmen WWS Wasserkraft hat mit seiner "Hydroconnect-Fischwanderhilfe" eine Technologie entwickelt, die Wasserkraftnutzung mit Fischschutz verbindet – ein wichtiger Beitrag zur ökologisch verträglichen Energiegewinnung.

3. Solartechnologie

Obwohl Österreich nicht zu den sonnenreichsten Ländern Europas gehört, hat sich hier eine dynamische Solarbranche entwickelt. Besonders erfolgreich ist Fronius International, ein Unternehmen, das hocheffiziente Wechselrichter für Photovoltaikanlagen produziert. Die intelligenten Geräte maximieren die Energieausbeute und ermöglichen eine bessere Integration von Solarstrom ins Netz.

Im Bereich der Solarthermie – also der Nutzung von Sonnenwärme – ist GREENoneTEC aus Kärnten weltweit führend. Das Unternehmen produziert jährlich über 1,5 Millionen Quadratmeter Solarkollektoren und exportiert in mehr als 40 Länder.

Energieeffizienz und nachhaltige Gebäudetechnik

Ein weiterer Schwerpunkt österreichischer Green-Tech-Unternehmen liegt im Bereich der Energieeffizienz, insbesondere bei Gebäuden:

1. Passivhaus- und Plusenergie-Technologien

Österreich gehört zu den Pionieren der Passivhaus-Bewegung. Unternehmen wie Internorm (Fenster- und Türsysteme) und Isocell (Zellulose-Dämmung) haben Komponenten entwickelt, die entscheidend zur Energieeffizienz von Gebäuden beitragen. Das Passivhaus Institut Darmstadt, eine der wichtigsten internationalen Institutionen im Bereich des energieeffizienten Bauens, wurde vom Österreicher Wolfgang Feist mitbegründet.

In Wien entstand mit dem "Aspern IQ" eines der ersten Plusenergie-Bürogebäude Europas, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Die dort entwickelten Technologien finden weltweit Anwendung.

2. Intelligente Haustechnik

Die Firma Zumtobel aus Vorarlberg hat sich mit energieeffizienten LED-Beleuchtungssystemen und intelligenter Lichtsteuerung international einen Namen gemacht. Ihre Lösungen kombinieren minimalen Energieverbrauch mit maximalem Nutzerkomfort und finden in Bürogebäuden, Museen und öffentlichen Einrichtungen weltweit Verwendung.

Im Bereich der Heizungs- und Klimatechnik ist die iDM Energiesysteme GmbH zu erwähnen, die hocheffiziente Wärmepumpen entwickelt. Ihre Systeme nutzen erneuerbare Umgebungswärme aus Luft, Erde oder Grundwasser und reduzieren den Energiebedarf für Heizung und Warmwasser um bis zu 75%.

Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement

Österreich nimmt in Europa eine Vorreiterrolle bei der Kreislaufwirtschaft ein. Die Recyclingquote liegt bei über 60%, und innovative Unternehmen entwickeln Technologien, um diesen Wert weiter zu steigern:

1. Abfallsortierung und -recycling

Die Komptech GmbH aus der Steiermark hat sich auf Maschinen und Anlagen zur mechanischen und biologischen Abfallbehandlung spezialisiert. Ihre Technologien werden in über 80 Ländern eingesetzt und tragen dazu bei, Wertstoffe zurückzugewinnen und die Menge an Deponieabfällen zu reduzieren.

Die Firma Redwave hat optische Sortiersysteme entwickelt, die mittels Sensortechnologie und künstlicher Intelligenz verschiedene Materialien automatisch trennen können. Diese Technologie ermöglicht eine deutlich höhere Recyclingquote als herkömmliche Verfahren.

2. Ressourceneffizienz in der Industrie

Die BT-Wolfgang Binder GmbH hat mit ihrem System "Argus" eine Technologie entwickelt, die in Echtzeit den Qualitätszustand von Materialien in industriellen Prozessen analysieren kann. Dies ermöglicht eine signifikante Reduktion von Ausschuss und Ressourcenverbrauch.

Ein weiteres Beispiel ist die Firma Lenzing AG, die aus Holz biologisch abbaubare Fasern für die Textilindustrie herstellt. Ihre Produkte wie TENCEL™ und LENZING™ ECOVERO™ bieten eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Fasern und werden von führenden Modeunternehmen weltweit eingesetzt.

Wassertechnologie und Wasseraufbereitung

Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen unseres Planeten, und österreichische Unternehmen leisten wichtige Beiträge zu dessen Schutz und effizienter Nutzung:

1. Wasseraufbereitung und -reinigung

Die VA Tech Wabag, mit Hauptsitz in Wien, ist ein global agierendes Unternehmen im Bereich der Wasseraufbereitung. Sie plant und baut Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Meerwasserentsalzung. Besonders bemerkenswert ist ihre Technologie zur Rückgewinnung von Wertstoffen aus Abwasser, wie etwa Phosphor für die Düngemittelproduktion.

Die BWT AG (Best Water Technology) hat innovative Systeme zur Wasserfilterung und -enthärtung entwickelt, die sowohl im industriellen als auch im privaten Bereich eingesetzt werden. Ihre Technologien reduzieren den Einsatz von Chemikalien und verbessern gleichzeitig die Wasserqualität.

2. Wasserkraftoptimierung

Das Vorarlberger Unternehmen Hydroconnect hat eine neuartige Wasserkraftschnecke entwickelt, die Fischen das sichere Auf- und Abwandern ermöglicht. Dies löst einen zentralen Konflikt zwischen Wasserkraftnutzung und Gewässerökologie.

Mobilität und Verkehr

Auch im Bereich nachhaltiger Mobilität sind österreichische Unternehmen innovativ tätig:

1. E-Mobilität

Die Kreisel Electric GmbH hat Hochleistungs-Batteriesysteme entwickelt, die durch ihr innovatives Thermomanagement eine besonders lange Lebensdauer und hohe Leistungsfähigkeit bieten. Ihre Technologie wird nicht nur in Elektrofahrzeugen, sondern auch in stationären Energiespeichern eingesetzt.

Die Firma Easelink arbeitet an einer automatischen Ladetechnologie für Elektrofahrzeuge: Statt Ladekabel anzuschließen, dockt das Fahrzeug automatisch an eine am Boden befestigte Ladestation an – eine potenzielle Revolution für den Komfort und die Akzeptanz von E-Mobilität.

2. Öffentlicher Verkehr

Das Unternehmen Doppelmayr/Garaventa hat mit urbanen Seilbahnsystemen eine umweltfreundliche Alternative für den öffentlichen Nahverkehr entwickelt. Diese können mit minimalem Flächenverbrauch und Energieeinsatz große Personenmengen transportieren und sind besonders für topografisch anspruchsvolle Städte interessant.

Faktoren für den Erfolg des österreichischen Green-Tech-Sektors

Der Erfolg österreichischer Umwelttechnologien basiert auf mehreren Faktoren:

1. Forschung und Entwicklung

Österreich investiert überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung, mit einem besonderen Fokus auf nachhaltige Technologien. Institutionen wie das AIT (Austrian Institute of Technology) und zahlreiche Fachhochschulen und Universitäten arbeiten eng mit der Industrie zusammen.

Ein Beispiel ist das Green Energy Lab, eine Forschungsinitiative, die Energieversorger, Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenbringt, um erneuerbare Energiesysteme weiterzuentwickeln.

2. Förderprogramme und politische Rahmenbedingungen

Der österreichische Staat fördert Green-Tech-Innovationen durch verschiedene Programme wie den Klima- und Energiefonds und die Umweltförderung im Inland (UFI). Zudem schaffen ambitionierte Umwelt- und Klimaziele einen Markt für nachhaltige Technologien.

Die Green Tech Valley Initiative in der Steiermark und Kärnten hat einen regionalen Cluster mit über 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen geschaffen, der zu den weltweit führenden Green-Tech-Regionen zählt.

3. Qualifizierte Fachkräfte

Das duale Ausbildungssystem und spezialisierte Studiengänge an Fachhochschulen und Universitäten sorgen für gut ausgebildete Fachkräfte. An der FH Joanneum in Graz gibt es beispielsweise den Studiengang "Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement", der gezielt auf die Bedürfnisse der Green-Tech-Branche zugeschnitten ist.

Zukunftsperspektiven und Herausforderungen

Die Zukunftsaussichten für den österreichischen Green-Tech-Sektor sind vielversprechend. Der globale Trend zu mehr Nachhaltigkeit, unterstützt durch Initiativen wie den European Green Deal, schafft wachsende Märkte für umweltfreundliche Technologien.

Dennoch stehen die Unternehmen vor Herausforderungen. Der internationale Wettbewerb wird intensiver, insbesondere durch chinesische Anbieter. Zudem erfordert die digitale Transformation erhebliche Investitionen und neues Know-how.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen österreichische Unternehmen vermehrt auf die Kombination von Umwelttechnologie mit digitalen Lösungen. Ein Beispiel ist die Firma Trotec, die Lasertechnologie für ressourcenschonendes Schneiden und Gravieren entwickelt und diese mit digitalen Steuerungssystemen verbindet, um Material- und Energieeffizienz zu maximieren.

Fazit: Österreich als Green-Tech-Vorreiter

Österreich hat sich als wichtiger Standort für umweltfreundliche Technologien etabliert. Mit einer Kombination aus Innovationsgeist, staatlicher Förderung und ökologischem Bewusstsein entstehen hier Lösungen für die drängenden Umweltprobleme unserer Zeit.

Die österreichischen Green-Tech-Unternehmen zeigen exemplarisch, dass Ökologie und Ökonomie keine Gegensätze sein müssen. Im Gegenteil: Durch die Entwicklung nachhaltiger Technologien werden nicht nur Umweltprobleme gelöst, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen und wirtschaftliches Wachstum generiert.

Als Exportweltmeister im Bereich der Umwelttechnologie trägt Österreich dazu bei, den ökologischen Fußabdruck menschlicher Aktivitäten weltweit zu reduzieren – ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz und zur nachhaltigen Entwicklung.

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